Sechs Millionen Juden... sechs Millionen Menschen, die von den Nazis umgebracht wurden, sechs Millionen Opfer, die uns heute als Mahnung dafür dienen, dass dieses unvorstellbare, grausame und beängstigende Geschehen nie wieder erneut passieren darf. Das sind die Gedanken, welche mir seit der Schulfahrt nach Polen immer wieder durch den Kopf schwirren. Wir hatten die Chance, uns fünf Tage lang mit den Ereignissen der Vergangenheit zu beschäftigen.
Doch etwas anders als im normalen Geschichtsunterricht...
Wir waren in Polen, an dem Ort, der mehr als jeder andere als Symbol für den Holocaust steht: In Auschwitz. Nach einer wochenlangen Vorbereitung auf diese Fahrt, in Form einer AG, fuhren wir abends am 06.10.2024 um 23:45 Uhr los und nach 14 Stunden kamen wir um ca. 14:00 Uhr in Krakau, Polen an. Dort startete direkt unser Programm mit einem Rundgang durch das Jüdische Museum und einem anschließenden und sehr emotional ergreifenden Zeitzeugengespräch. Die jüdische Zeitzeugin Monica Goldwasser (*1941) sprach von ihrer Kindheit, in welcher sie als Baby von ihren Eltern weggegeben wurde. Aus Angst davor, ermordet zu werden, gaben ihre Eltern sie in ein Frauenkloster, damit wenigstens sie noch weiterleben darf. Dort wurde sie als Kleinkind von einem polnischen Ehepaar adoptiert. Monica erfuhr aber erst mit 23 Jahren von ihrer wirklichen Herkunft und traf nochmals Jahre später, nach einem Gespräch mit ihrer Tante, die Entscheidung, ihrem Mann und ihrer Familie von ihrer Geschichte zu erzählen. Nach dem Zeitzeugengespräch war das Abendessen der letzte Programmpunkt des ersten Tages in Krakau.
Am nächsten Morgen war es dann
so weit. Wir fuhren frühmorgens anderthalb Stundenmitdem Bus zum Stammlager Auschwitz. Dort bekamen wir eine dreistündige Führung über das Gelände und durch die Räumlichkeiten. Die über 20 Blöcke hatten während der Zeit von 1941-45 verschiedene Funktionen - heute dienen sie als Museum. Dort sind zum Beispiel ehemalige Gegenstände der Opfer ausgestellt, darunter Haare, Schuhe, Töpfe und Koffer. In manchen Räumen wurden sogar Videos der Opfer an die Wand projiziert - aus der Zeit, in der sie noch glücklich waren. Das war sehr emotional. Unter anderem sahen wir den kilometerlangen Stacheldrahtzaun, durch den viele Insassen vergeblich versuchten zu fliehen. Auch der Gang durch den Kerker war besonders bedrückend, denn dort hungerten die Gefangenen teilweise wochenlang zur Strafe. Der nächste Tag startete ähnlich. Früh morgens nach dem gemeinsamen Frühstück ging es erneut los. Wir fuhren auch an diesem Tag anderthalb Stunden mit dem Bus, doch das Ziel war diesmal das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Das riesige Gelände war überwältigend und mit seinen 175 Hektar viel größer als es in den Geschichtsbüchern wirkt. Wir nahmen erneut an einer dreistündigen Führung teil und wurden unter anderem durch die Holzbaracken geführt, in denen bis zu 400 Häftlinge schliefen. Außerdem gingen wir durch die Ziegelsteinbaracken, in denen bis zu 900 Häftlinge schliefen. Insgesamt gab es 360 Baracken.
Wir standen auch an dem Ort, wo Joseph Mengele, der sogenannte „Todesengel von Auschwitz", entschied, wer arbeiten oder umgebracht werden soll: auf der „Judenrampe". Dort kamen auch die Waggons mit den Menschen an. Von dort aus sind wir genau den gleichen Weg zu den Überresten der Gaskammern und Krematorien gegangen, den die Frauen, Kinder und alten Menschen früher gehen mussten, um vergast zu werden. Der Anblick der Ruinen war grausam und das Gefühl, dort zu stehen, unbeschreiblich. An den beiden Tagen, an denen wir an den Führungen teilnahmen, hatten wir nach unserer Rückkehr ins Hostel Freizeit. Wir unterhielten uns viel über das, was wir gesehen haben und konnten nicht verstehen, wie das passieren konnte. Doch wir gingen auch in die wirklich wunderschöne Innenstadt von Krakau, aßen dort und erlebten das Leben in den Straßen. Nach einem täglichen gemeinsamen Abendessen, bei dem wir auch mit Frau Keitel, Herrn Stallmann und anderen Schüler*innen über unsere Gefühle sprachen, waren noch ca. zwei Stunden Freizeit angesagt, bevor die Bettruhe begann. Am letzten Morgen führte uns Frau Keitel durch ehemalige jüdische Viertel und erzählte uns etwas zu der Geschichte dahinter. Wir gingen auch durch eine Synagoge und über einen jüdischen Friedhof, was eine interessante Erfahrung war. Anschließend besuchten wir Oskar Schindlers Fabrik, die von innen wirklich toll gestaltet war, mit ganz vielen Informationen und Fakten und bunt gestalteten Wänden. Dort durften wir uns frei bewegen und uns alles anschauen. Dann ging der Tag auch schon zu Ende und wir fuhren zurück nach Wermelskirchen. Nach der langen Busfahrt, während der man sehr viel Zeit zum Nachdenken und Reflektieren hatte, kamen wir am Freitagmorgen, dem 11.10.2024, in Wermelskirchen an.
Diese Fahrt war sehr wichtig und aufschlussreich für uns Schüler*innen. Das Gefühl in diesen fünf Tagen, in denen wir uns nur mit dem Holocaust beschäftigten, war so unfassbar wertvoll, denn man hatte die Möglichkeit, sich mehr denn je in die Menschen hineinzuversetzen und sie ewig in Erinnerung zu halten. Mit dem Gedanken, dass dies nie wieder geschehen darf und dass NIE wieder JETZT ist, fuhren wir nach Hause.
Laura Nysen, EF
Mit Unterstützung von Stina Picard, EF und Paula Kretzer, EF