Schuld oder Unschuld? 164 Leben gegen 70.000? 164 sterben oder 70.000 Leben?
Die Frage nach der Moral…
Mit genau diesem Thema haben wir uns im Deutsch LK der Q2 mit Hilfe der Dramen „Woyzeck“ von Georg Büchner und „Terror“ von Ferdinand von Schirach beschäftigt.
Von den oben genannten Themen handelt das Drama Terror. Dort geht es um eine Gerichtsverhandlung bei der Lars Koch des Mordes an 164 Menschen angeklagt wird.
Lars Koch, Major der Luftwaffe, hat ein entführtes Flugzeug abgeschossen, welches gerade auf dem Weg war in ein vollbesetztes Stadion zu fliegen. In dem Flugzeug saßen 164 Menschen und in dem Stadium befanden sich 70.000.
Damit wir eine genauere Vorstellung davon bekommen, wie so eine Gerichtsverhandlung abläuft, machten wir um am Freitag, den 13. Dezember früh morgens auf den Weg zum Land- und Amtsgericht in Köln. Dort besuchten wir insgesamt fünf Gerichtsverhandlungen unterschiedlicher Art und bekamen einen Einblick in verschiedene Verfahren.
Das erste Verfahren, bei dem wir zugucken durften, war bereits die Fortsetzung eines längeren Verfahrens. Auch nach unserem Besuch lief dieses Verfahren noch weiter. Die anderen vier Verfahren waren sogenannte Schnellprozesse, bei denen in kürzester Zeit mehrere Verfahren von derselben Richterin geleitet wurden. Die Angeklagten und ihre verteidigenden Anwält*innen wechselten.
In dem Drama Terror wird ebenfalls ein längerer Prozess beschrieben, jedoch ist das thematisierte Verfahren nicht in mehreren Sitzungen aufgeteilt. Als Deutsch LK haben wir also beide Enden mit anschauen dürfen, in deren Mitte sich Terror befindet.
Was während der Gerichtsverhandlungen auffiel war, wie stark das Verhalten der Angeklagten vor Gericht die endgültige Strafe beeinflusst. Die Anwält*Innen wirkten alle sehr kompetent und argumentierten schlüssig und logisch, doch die Angeklagten zeigten teilweise nicht die Reue, von denen ihre Anwält*Innen sprachen. Bei diesen Angeklagten fiel die Strafe tendenziell höher aus, als bei den Angeklagten, die durch Emotionalität ihre Entschuldigung zeigten.
Die Atmosphäre in dem gesamten Gerichtsgebäude war sehr beeindruckend und vor allem in dem größeren Verfahren, das wir beobachteten, war die Stimmung sehr angespannt. In kleinen Pausen zwischen den Verfahren fiel diese Angespanntheit jedoch auch bei den Anwält*Innen und Richter*Innen ab und sie sprachen normal miteinander. Im Gegensatz zu dem Drama „Terror" zeigte dies eine gewisse Menschlichkeit der Anwält*Innen und Richter*Innen, die in ,,Terror" nie richtig gezeigt wurde. Stattdessen wurden in dem Drama die Passagiere des Flugzeugs entmenschlicht und das Verfahren war deutlich angespannter. Das lässt sich jedoch auch damit erklären, dass Terror-Angriffe eine größere Gefahr darstellen, als beispielsweise die Verfahren über Diebstahl oder Beleidigung von Beamten, die wir beobachteten.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Ausflug in das Land- und Amtsgericht Köln sehr passend für die Lektüre war und auch außerhalb des Unterrichts sehr interessant und beeindruckend. Der Besuch in das Landgericht verschaffte uns einen richtigen Blick in das deutsche Justiz-System, sodass wir Buch und Realität verbinden konnten und Schirachs Beschreibungen besser verstehen konnten, als zuvor.
Ein Bericht von Siri Bergerhoff und Johanna Gelen
Stellvertretend für den Deutsch LK