Nicht nur in den Nachrichten, sondern auch an unserer Schule waren die Ereignisse in der Ukraine am vergangenen Donnerstag das bestimmende Thema. Der Zufall half dabei, dass den Schüler*innen dazu professionelle Gesprächspartner*innen zur Verfügung standen:
Schon länger war geplant, dass an diesem Tag der Jugendoffizier der Bundeswehr im Leistungskurs Sozialwisschenschaften der Q2 bei Herrn Osterkamp einen Vortrag über Deutschlands Rolle in der internationalen Politik halten sollte. Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine wurde das Programm jedoch kurzerhand umgeplant: Mehrere hundert Schüler*innen aus den Stufen 9, EF und Q2 bekamen so die Möglichkeit mit Oberleutnant Jean-Pascal Östreich über Informationen zum Ursprung des Konflikts zu sprechen und auch ihre ganz persönlichen Fragen zu stellen so etwa „Was bedeutet das für uns und die Menschen in der Ukraine?“, „Was kann der Westen tun und wird die NATO eingreifen?“, „Was verspricht Putin sich davon?“.
Am Ende der Veranstaltung sprach eine Schülerin sprach aus, was viele dachten: „Ich bin zwar jetzt immer noch sehr besorgt über das, was da passiert. Aber immerhin kann ich die vielen Informationen jetzt besser verstehen und einordnen“.
Um einen anderen Zugang zur Thematik ging es im Grundkurs 2 Evangelische Religion der Q2. Lehrerin und Schulpfarrerin Annette Schmid hatte zwei Friedensfachkräfte der Bewegung peace4future online zugeschaltet. Theresa Hirn aus Bonn und Mirka Hurter aus Berlin haben Friedens- und Konfliktforschung studiert und setzen sich mit der Bewegung peace4future für die Gestaltung einer zivilen Friedens- und Sicherheitspolitik ein. Das Ziel der Bewegung ist es, alternative und gewaltfreie Lösungswege von Konflikten bekannter zu machen und umzusetzen. Dazu bieten sie Bildungsangebote für junge Menschen an, z.B. eine dreitägige Ausbildung für FriedensmentorInnen. Die Zuschaltung der Friedensfachkräfte hatte im Zusammenhang der Eskalation im Ukrainekonflikt eine traurige Aktualität und war für das Gespräch zunächst bestimmend. Es zeigte sich darin aber umso mehr, wie nötig es ist über alternative Konfliktlösungen nachzudenken.
„Was hat so ein Thema im Reliunterricht zu suchen?“ mag der ein oder andere denken. „Das gehört doch zu Politik oder SoWi“. Das Thema in den letzten Wochen vor dem Abitur lautet „Was kann ich tun …vor dem Hintergrund friedensethischer und sozialethischer Herausforderungen?“ Nachdem wir uns ausführlich mit dem biblischen Friedensbegriff (Shalom) beschäftigt haben, ging es um die Frage, wie ein Handeln (Ethik) auf der Grundlage dieses biblischen Shalom aussehen kann. Die „Ethik des gerechten Friedens“ führte uns zu Peace4future. Es ist nicht überraschend, dass diese Bewegung ein Teil der Initiative „Sicherheit neu denken“ ist, die von der badischen Landeskirche auf den Weg gebracht wurde und eine zivile statt einer militärischen Sicherheitspolitik voranbringen möchte.
„Es ist gut zu wissen, dass es sowas gibt, dass es auch andere Möglichkeiten für Konflikte gibt. Das habe ich vorher gar nicht gewusst.“ kommentierte ein Schüler die Veranstaltung. „Mir hat das schon viel gebracht“, meinte ein anderer Schüler aus dem Kurs, „ich habe lange überlegt, ob ich nicht nach der Schule zum Bund gehe. Da ich aber auch sehr gläubig bin und die Bibel mir viel bedeutet, habe ich festgestellt: Das passt ja gar nicht zusammen.“
Am Ende des Tages war eines klar: Die heutigen Veranstaltungen waren zwar ein guter Anfang, jedoch noch lange nicht das Ende der Beschäftigung mit dem Ukraine-Konflikt an unserer Schule. Annette Schmid brachte es auf den Punkt: „Es ist wichtig, dass wir Fakten vermitteln und die Schüler*innen über die aktuelle Situation aufklären, damit niemand in Panik verfällt. Alle Lehrer*innen stehen jedenfalls als Beratungskräfte für die Schüler*innen und ihre Fragen und Sorgen bereit“.
Links zum Thema: